Weniger Stress in Vorweihnachtszeit

Wir müssen aufhören zu müssen: Impulse für weniger Stress in der Vorweihnachtszeit

Jedes Jahr nehme ich mir dasselbe vor: Dieses Mal wird es ruhiger. Doch dann ist der Dezember da und das Stresslevel steigt. Alle reden von Besinnlichkeit, aber niemand hat Zeit. Zwischen Arbeit, Kind, Haushalt und Terminen wächst stetig der Druck – und irgendwo dazwischen sitzt das traurige schlechte Gewissen, weil man die Weihnachtsstimmung einfach nicht fühlt.

Ich glaube, es liegt nicht daran, dass wir zu wenig schaffen und zu wenig Zeit haben. Sondern daran, dass wir zu viel erwarten. Von uns, von der weihnachtlichen Stimmung.

Erwartungen runterschrauben – wirklich.

Der wichtigste Schritt zu einer entspannten Vorweihnachtszeit ist kein besserer Plan, kein besseres Zeitmanagement und vor allem nicht noch mehr „ach so schöne Weihnachtsfeiern“, sondern weniger Anspruch.

Und das mein ich überhaupt nicht negativ. Aber wenn wir an uns selbst den Anspruch stellen, der Insta-Weihnachtsscheinrealität mit perfekt geschmückten Häusern, leckersten Keksen, tollsten Geschenken, besten Adventskaffees usw. zu entsprechen oder alles das gewuppt zu bekommen, was unsere Großmutter als Hausfrau geschafft hat, dabei aber einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn bei all dem Funktionieren und dem ausgeschütteten Cortisol das Wahrnehmen von Weihnachtsstimmung nicht so funktionieren will.

Was ich meine ist folgendes: Nicht jede Tradition muss weitergeführt werden, nur weil man sie „immer so gemacht“ hat.

Vielleicht fällt der große Plätzchenbacktag aus und es gibt statt der üblichen acht Sorten selbstgebackener Kekse einfach mal selbst gekaufte Vanillekipferl. Oder einen Backtag mit gekauftem Plätzchenteig.

Das ist völlig in Ordnung.

Weihnachten verliert nichts, wenn du weniger machst. Im Gegenteil

Entspannte Alternative:
Mach dir eine kleine Dezember-Liste mit drei Dingen, die dir wirklich wichtig sind.
Alles andere darf auf irgendwann. Oder einfach ausfallen.

Rituale dürfen sich verändern

Rituale geben Halt, Struktur und vermeintlich Sicherheit – aber nur vermeintlich, denn manchmal engen sie auch ein.

Bei mir war es das Tannenbaumschmücken. Für mich hat der Weihnachtsbaum eine wichtige Bedeutung. Ich erinnere mich an das Gefühl, wenn früher die Tür zum Wohnzimmer aufging und wir Kinder den leuchtenden Tannenbaum zum ersten Mal sahen. Später habe ich ihn selbst geschmückt, mit Schmuck, der jedes Jahr hervorgeholt und an den Baum gehängt wird, während im Hintergrund das Weihnachtsoratorium lief. Das gehört für mich zu Weihnachten. Punkt. Oder vielmehr: gehörte. Denn ich habe mühsam gelernt, dass Rituale und Traditionen auch neu entwickelt oder aufgegeben werden dürfen.

Mittlerweile schmücke ich den Baum gemeinsam mit unserem Sohn und weil ihm ganz andere Dinge gefallen (weniger die Strohsterne, mehr dagegen bunte Kugeln), schmücken wir den Baum mit allem, was uns allen gefällt. Deswegen sieht unser Baum mittlerweile ganz anders aus als der Baum meiner Kindheit, an dem ich krampfhaft so lange festgehalten habe.

Wenn dich der Adventskranz stresst, darfst du das loslassen. Adventskränze gibt es fertig gebunden zu kaufen und auch aus Holz oder Metall, die du ganz ohne Aufwand einfach mit Kerzen bestückt auf den Tisch stellen kannst. Aber Adventskranz und Weihnachtsbaum hin oder her: Niemand, auch nicht deine Kinder, brauchen Traditionen aus Zwang, sondern das Gefühl, dass Zuhause Ruhe ist. Denn darum geht es doch, oder? Ein gemeinsamer Abend auf dem Sofa kann genauso „Weihnachten“ sein wie ein ganzer Tag in der Küche.

Erlaub dir, Neues zu probieren – oder einfach mal gar nichts.

Entspannte Alternative:

Statt stundenlangem Backen: ein Nachmittag mit Fertigteig und Spaß.

Statt Weihnachtsmarkttrubel: heiße Schokolade auf der Couch und Musik.

Mach’s so, dass es zu euch passt – nicht zu Instagram.

Du musst nicht auf jede Feier gehen

Dieser Punkt tut oft am meisten weh, weil er mit Erwartungen anderer kollidiert.

Aber: Du darfst absagen. Ohne schlechtes Gewissen.

Nicht jede Einladung ist eine Verpflichtung.

Manchmal ist das Beste, was du dir und deiner Familie schenken kannst, ein gemeinsamer, freier Abend in der ohnehin so wuseligen Zeit. Macht euch eine Tasse mit (alkoholfreiem) Punsch, macht die Feuerschale/Feuertonne/Kerze an und stellt euch einfach eine Weile draußen hin. Und wenn es um 21 Uhr schon schlafen geht, um die Akkus aufzuladen, ist alles okay!

Gelassenheit entsteht nicht im Terminkalender, sondern in den Lücken dazwischen.

Entspannte Alternativen:

Entscheide dich bewusst nur für zwei oder drei Treffen, die dir guttun.

Plane nach jedem vollen Tag einen freien Abend ohne Programm.

Mach aus „Absagen“ kein Drama – sondern Selbstfürsorge.

Schenken darf leicht sein

Der Druck, etwas Besonderes zu schenken, nimmt uns oft genau das, was Weihnachten eigentlich ausmacht: Nähe.

Du musst nichts teures kaufen und brauchst auch keine gebastelten Etiketten. Vor allem brauchst du kein Tüddelüt, das in der Ecke verstaubt.

Schenk doch einfach Zeit mit dir. Einen Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug an den Strand oder ein gemeinsames Abendessen. Zeit ist nicht weniger wert als Dinge. Im Gegenteil: Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit bleibt länger.

Entspannte Alternativen:

Selbstgeschriebene Karte statt Geschenk.

Gutschein für gemeinsames Nichtstun („ein Abend ohne Termine“).

Mini-Fotoausdruck oder getrocknete Blume mit kleiner Notiz.

Der Dezember darf einfach sein

„Einfach“ bedeutet nicht „egal“.

Ein reduzierter, ruhiger Advent ist kein Rückzug aus der Welt, sondern eine Rückkehr zu dir selbst.

Wenn du dieses Jahr weniger tust, weniger perfekt bist, weniger mitmachst – dann bist du vielleicht endlich mittendrin in dem, was alle „Besinnlichkeit“ nennen.

Weihnachten ist kein Projekt, das wir managen müssen. Vielmehr ist das weihnachtliche Gefühl etwas, das sich einstellt, wenn wir aufhören es zu erzwingen. Denn mal ehrlich: Möchtest du, dass sich dein Kind an eine gestresste Mama und ein blitzeblankes Haus erinnert oder an eine, die bei einer Tasse Tee und leckeren Keksen (die auch gekauft gut schmecken) Geschichten vorgelesen hat?

Fazit

Du darfst weniger. Weniger leisten, weniger planen, weniger gefallen.

Mach’s dir leichter – nicht schöner, nicht besonderer, einfach leichter.

Denn das, was bleibt, wenn du all das weglässt, ist genau das, worum es geht: Nähe, Ruhe, Angekommen sein.

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